Sisi Museum Wien – Lohnt sich ein Besuch?

Ich war ja skeptisch. Sehr skeptisch, um genau zu sein. Ein Museum, in dem das Polterabendkleid der Kaiserin ausgestellt ist – kann das interessant sein? Meine Erwartungen auf ein Minimum heruntergeschraubt habe ich mich meiner Mama zuliebe ins Sisi Museum begeben. Meine Eindrücke schildere ich euch nun ausführlich in diesem Beitrag. Natürlich gibt’s wie immer auch jede Menge Tipps.

Untergebracht ist das Sisi Museum in der Wiener Hofburg. Der Eingang befindet sich unterhalb der Michaelerkuppel im ersten Bezirk.

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Einganz zum Sisi Museum Wien, Michaelerkuppel © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Alexander Eugen Koller

Etwas verwirrend sind die Ticketbezeichnungen. Wer, so wie ich, vorrangig das Sisi Museum besichtigen möchte, wählt am besten das Ticket „Hofburg Wien“ um 13,90 Euro. Damit hat man Zugang zum Sisi Museum, zu den Kaiserappartements und zur Silberkammer. Dies ist die Minimalvariante. Es gibt also kein Ticket, das nur Zutritt zu einem der drei genannten Museen gewährt.

Die zweite Möglichkeit ist das sogenannte Sisi-Ticket, das neben der Hofburg Wien noch zwei weitere Attraktionen umfasst (Schloss Schönbrunn und das Hofmobiliendepot) und mit 29,90 Euro etwas teurer ist.

Tipp: Egal für welches Ticket du dich entscheidest, besorge es dir am besten vorab online. Dies erspart dir unnötiges Anstehen an der Kassa.

Da wir unser Ticket bereits ausgedruckt mitgebracht haben, sind wir schnurstracks an der Kassa vorbeigegangen. Zum Glück hat uns allerdings der Kassierer noch aufgehalten und uns auf die Audioguides aufmerksam gemacht. Ohne die wäre die Ausstellung bei Weitem nicht so interessant gewesen. Man benötigt zur Verwendung übrigens nicht zwingend Kopfhörer, sondern kann den Audioguide schlichtweg ans Ohr halten. Die Audioguides stehen kostenlos in 13 Sprachen zur Verfügung.

Tipp: unbedingt den kostenlosen Audioguide an der Kassa holen!

Die Silberkammer

Die Besichtigungstour beginnt mit der Silberkammer im Erdgeschoss. Hier sind unter anderem Gläser, Silberbesteck und diverse Tafelservice ausgestellt. Zu den imposantesten Ausstellungsstücken gehört für mich der Mailänder Tafelaufsatz mit einer Länge von 30 Metern.

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Der Mailänder Tafelaufsatz © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Alexander Eugen Koller

Abgesehen davon kann ich mich jedoch nicht sonderlich für die hier ausgestellten Utensilien begeistern und marschiere daher relativ schnellen Schrittes durch das Labyrinth aus Glasvitrinen.

Etwas unüblich ist übrigens die Anordnung des Museums. Nach der Silberkammer gelangt man zum Museumsshop und erst im Anschluss führt eine Treppe in den ersten Stock zum Sisi Museum.

Das Sisi Museum 

Den Eingang zum Sisi Museum zieren Zeittafeln, was zur ersten Orientierung ziemlich praktisch ist.

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Biografie der Kaiserin © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Alexander Eugen Koller

Wenngleich ich mit den Sissi-Filmen von Ernst Marischka sozialisiert worden bin, zeigt sich im Laufe der Ausstellung, wie wenig ich bislang von der historischen Figur wusste. Gleich vorweg: Abgesehen von einer kurzen Erwähnung spielen die Filme in der Ausstellung absolut keine Rolle. Es geht vielmehr darum, sich der historischen Figur anzunähern und der Person hinter dem Mythos zu begegnen.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf dem privaten Leben der Kaiserin. Es werden unter anderem Einblicke in Elisabeths Leben als Mutter, Dichterin und Reisende gegeben.

So erfahren wir beispielsweise, dass ihr erstes Kind Sophie im zarten Alter von nur zwei Jahren starb, dass Heinrich Heine ihr Lieblingsdichter war und sie neben Deutsch und Englisch auch perfekt Ungarisch sprach. Sie war eine begnadete Reiterin und äußerst diszipliniert. Auch reiste sie sehr gerne – und zwar alleine.

Um ihre Hand hat Kaiser Franz Joseph I. übrigens im wunderschönen Salzkammergut, genauer gesagt in Bad Ischl, angehalten.

Die Kaiservilla in Bad Ischl_Salzkammergut
Die Kaiservilla in Bad Ischl als Hochzeitsgeschenk für das Kaiserpaar © pixabay.com

Sisi war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre jung.

Eine erste bedeutende Zäsur in ihrem Leben war der Selbstmord ihres einzigen Sohnes Rudolf. Seither verdichtet sich ihre Melancholie (heute würden wir den Begriff Depression verwenden), die schließlich in Todessehnsucht gipfelt. Seit dem Verlust ihres Sohnes trägt sie nur noch Schwarz.

Sisi Museum
Der Trauerschmuck der Kaiserin Elisabeth © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Lois Lammerhuber

Zu den Exponaten zählen neben dem bereits eingangs erwähnten Polterabendkleid ihre Totenmaske, eine lebensgroße Statue der Kaiserin, Zeitungsartikel, Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, ihre Tagebücher und vieles mehr.

Mythos Sisi_Statue von Hermann Klotz
Sisi Museum © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Edgar Knaack

Wie auf diesem Bild ersichtlich, ist es im ersten Teil des Sisi Museums sehr dunkel. Vermutlich ist dies kuratorisch beabsichtigt, um die Melancholie der Kaiserin widerzuspiegeln, ich empfinde es allerdings als sehr anstrengend für die Augen.

Zum Glück sind die Räume, die von Elisabeths Geburt und Kindheit sowie von ihrer Verlobung und Hochzeit erzählen, wieder heller.

Die beiden Gemälde zeigen Franz und Sisi und stammen von Franz Xaver Winterthaler.

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Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1895 © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto: Alexander Eugen Koller

Das rechte Kleid stellt eine Replik des „Polterabendkleides“ dar. Das echte kann aus konservatorischen Gründen nicht mehr ausgestellt werden.

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Rechts sieht man eine Replik des „Polterabendkleides“ © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Alexander Eugen Koller

So leer wie auf diesem Foto ist es hier allerdings leider nicht. Im Gegenteil. In diesem Raum staut es sich regelrecht und ich verliere mehrmals meine Mama aus den Augen. Erneut bin ich froh, den Audioguide zu haben, der mich – egal, wo ich im Raum stehe – mit allen Infos versorgt.

Die Kaiserappartements

Der letzte Teil des Museums umfasst die Kaiserappartements. Diese geben Einblicke in das Wohnatmosphäre des Kaiserpaares.

So zeigt das Wohn- und Schlafzimmer von Kaiserin Elisabeth beispielsweise mit dem Bett in der Mitte des Raumes ihren ungewöhnliche Einrichtungsgeschmack.

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Das Wohn- und Schlafzimmer von Kaiserin Elisabeth © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Edgar Knaack

Im Turn- und Toilettezimer frisiert sich die Kaiserin täglich zwei Stunden, während ihr ihr  Griechisch-Lehrer daneben vorliest (oder ihre Hausaufgaben korrigiert).

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Das Turn- und Toilettezimmer der Kaiserin Elisabeth © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto Lois Lammerhuber

Tipp: Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und weiter auf den Spuren der Kaiserin wandeln möchte, kann dies beispielsweise auf Korfu tun und ihre ehemalige Sommerresidenz, die Achillion-Villa, besichtigen.

Fazit

Wir haben insgesamt etwa zwei Stunden im Museum verbracht. Entgegen meiner ursprünglichen Ansicht ist das Museum keineswegs nur für Sisi-Fans interessant. Die Ausstellung bietet viele interessante Einblicke und Infos. Ich kann das Museum daher uneingeschränkt weiterempfehlen.

Fun Fact zum Schluss: Sisis Friseurin Fanny fungierte manchmal als ihre Doppelgängerin. Das funktionierte allerdings nur im Ausland, wo Sisi nicht so bekannt war und die Wahrscheinlichkeit aufzufliegen entsprechend geringer war. (Quelle: Vienna Pass)

Alle Infos auf einen Blick

Erreichbarkeit: U3 (Herrengasse), Straßenbahnlinie 1, 2 oder D (Burgring), Buslinie 1A oder 2A (Hofburg)
Öffnungszeiten: täglich von 9:00 bis 17:30 Uhr, im Juli und August bis 18:00 Uhr
Standardticketpreis: 13,90 Euro für Erwachsene
Ermäßigungen: Kinder, Studierende, Wien Card, Schülergruppen
Web: www.hofburg-wien.at

Du bist ein richtiger Sisi-Fan und auf der Suche nach weiteren Sisi-Tipps für Wien? Dann schau doch mal bei meiner Bloggerkollegin Anita auf Reisen vorbei.

Da das Fotografieren im ganzen Museum ausdrücklich untersagt war, bedanke ich mich ganz herzlich bei der Hofburg Wien für die Zurverfügungstellung der Fotos.