
Ich war ja skeptisch. Sehr skeptisch, um genau zu sein. Ein Museum, in dem das Polterabendkleid der Kaiserin ausgestellt ist – kann das interessant sein? Meine Erwartungen auf ein Minimum heruntergeschraubt habe ich mich meiner Mama zuliebe ins Sisi Museum begeben. Meine Eindrücke schildere ich euch nun ausführlich in diesem Beitrag. Natürlich gibt’s wie immer auch jede Menge Tipps.
Untergebracht ist das Sisi Museum in der Wiener Hofburg. Der Eingang befindet sich unterhalb der Michaelerkuppel im ersten Bezirk.

Etwas verwirrend sind die Ticketbezeichnungen. Wer, so wie ich, vorrangig das Sisi Museum besichtigen möchte, wählt am besten das Ticket „Hofburg Wien“ um 13,90 Euro. Damit hat man Zugang zum Sisi Museum, zu den Kaiserappartements und zur Silberkammer. Dies ist die Minimalvariante. Es gibt also kein Ticket, das nur Zutritt zu einem der drei genannten Museen gewährt.
Die zweite Möglichkeit ist das sogenannte Sisi-Ticket, das neben der Hofburg Wien noch zwei weitere Attraktionen umfasst (Schloss Schönbrunn und das Hofmobiliendepot) und mit 29,90 Euro etwas teurer ist.
Tipp: Egal für welches Ticket du dich entscheidest, besorge es dir am besten vorab online. Dies erspart dir unnötiges Anstehen an der Kassa.
Da wir unser Ticket bereits ausgedruckt mitgebracht haben, sind wir schnurstracks an der Kassa vorbeigegangen. Zum Glück hat uns allerdings der Kassierer noch aufgehalten und uns auf die Audioguides aufmerksam gemacht. Ohne die wäre die Ausstellung bei Weitem nicht so interessant gewesen. Man benötigt zur Verwendung übrigens nicht zwingend Kopfhörer, sondern kann den Audioguide schlichtweg ans Ohr halten. Die Audioguides stehen kostenlos in 13 Sprachen zur Verfügung.
Tipp: unbedingt den kostenlosen Audioguide an der Kassa holen!
Die Silberkammer
Die Besichtigungstour beginnt mit der Silberkammer im Erdgeschoss. Hier sind unter anderem Gläser, Silberbesteck und diverse Tafelservice ausgestellt. Zu den imposantesten Ausstellungsstücken gehört für mich der Mailänder Tafelaufsatz mit einer Länge von 30 Metern.

Abgesehen davon kann ich mich jedoch nicht sonderlich für die hier ausgestellten Utensilien begeistern und marschiere daher relativ schnellen Schrittes durch das Labyrinth aus Glasvitrinen.
Etwas unüblich ist übrigens die Anordnung des Museums. Nach der Silberkammer gelangt man zum Museumsshop und erst im Anschluss führt eine Treppe in den ersten Stock zum Sisi Museum.
Das Sisi Museum
Den Eingang zum Sisi Museum zieren Zeittafeln, was zur ersten Orientierung ziemlich praktisch ist.

Wenngleich ich mit den Sissi-Filmen von Ernst Marischka sozialisiert worden bin, zeigt sich im Laufe der Ausstellung, wie wenig ich bislang von der historischen Figur wusste. Gleich vorweg: Abgesehen von einer kurzen Erwähnung spielen die Filme in der Ausstellung absolut keine Rolle. Es geht vielmehr darum, sich der historischen Figur anzunähern und der Person hinter dem Mythos zu begegnen.
Der Fokus der Ausstellung liegt auf dem privaten Leben der Kaiserin. Es werden unter anderem Einblicke in Elisabeths Leben als Mutter, Dichterin und Reisende gegeben.
So erfahren wir beispielsweise, dass ihr erstes Kind Sophie im zarten Alter von nur zwei Jahren starb, dass Heinrich Heine ihr Lieblingsdichter war und sie neben Deutsch und Englisch auch perfekt Ungarisch sprach. Sie war eine begnadete Reiterin und äußerst diszipliniert. Auch reiste sie sehr gerne – und zwar alleine.
Um ihre Hand hat Kaiser Franz Joseph I. übrigens im wunderschönen Salzkammergut, genauer gesagt in Bad Ischl, angehalten.

Sisi war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre jung.
Eine erste bedeutende Zäsur in ihrem Leben war der Selbstmord ihres einzigen Sohnes Rudolf. Seither verdichtet sich ihre Melancholie (heute würden wir den Begriff Depression verwenden), die schließlich in Todessehnsucht gipfelt. Seit dem Verlust ihres Sohnes trägt sie nur noch Schwarz.

Zu den Exponaten zählen neben dem bereits eingangs erwähnten Polterabendkleid ihre Totenmaske, eine lebensgroße Statue der Kaiserin, Zeitungsartikel, Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, ihre Tagebücher und vieles mehr.

Wie auf diesem Bild ersichtlich, ist es im ersten Teil des Sisi Museums sehr dunkel. Vermutlich ist dies kuratorisch beabsichtigt, um die Melancholie der Kaiserin widerzuspiegeln, ich empfinde es allerdings als sehr anstrengend für die Augen.
Zum Glück sind die Räume, die von Elisabeths Geburt und Kindheit sowie von ihrer Verlobung und Hochzeit erzählen, wieder heller.
Die beiden Gemälde zeigen Franz und Sisi und stammen von Franz Xaver Winterthaler.

Das rechte Kleid stellt eine Replik des „Polterabendkleides“ dar. Das echte kann aus konservatorischen Gründen nicht mehr ausgestellt werden.

So leer wie auf diesem Foto ist es hier allerdings leider nicht. Im Gegenteil. In diesem Raum staut es sich regelrecht und ich verliere mehrmals meine Mama aus den Augen. Erneut bin ich froh, den Audioguide zu haben, der mich – egal, wo ich im Raum stehe – mit allen Infos versorgt.
Die Kaiserappartements
Der letzte Teil des Museums umfasst die Kaiserappartements. Diese geben Einblicke in das Wohnatmosphäre des Kaiserpaares.
So zeigt das Wohn- und Schlafzimmer von Kaiserin Elisabeth beispielsweise mit dem Bett in der Mitte des Raumes ihren ungewöhnliche Einrichtungsgeschmack.

Im Turn- und Toilettezimer frisiert sich die Kaiserin täglich zwei Stunden, während ihr ihr Griechisch-Lehrer daneben vorliest (oder ihre Hausaufgaben korrigiert).

Tipp: Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und weiter auf den Spuren der Kaiserin wandeln möchte, kann dies beispielsweise auf Korfu tun und ihre ehemalige Sommerresidenz, die Achillion-Villa, besichtigen.
Fazit
Wir haben insgesamt etwa zwei Stunden im Museum verbracht. Entgegen meiner ursprünglichen Ansicht ist das Museum keineswegs nur für Sisi-Fans interessant. Die Ausstellung bietet viele interessante Einblicke und Infos. Ich kann das Museum daher uneingeschränkt weiterempfehlen.
Fun Fact zum Schluss: Sisis Friseurin Fanny fungierte manchmal als ihre Doppelgängerin. Das funktionierte allerdings nur im Ausland, wo Sisi nicht so bekannt war und die Wahrscheinlichkeit aufzufliegen entsprechend geringer war. (Quelle: Vienna Pass)
Alle Infos auf einen Blick
Erreichbarkeit: | U3 (Herrengasse), Straßenbahnlinie 1, 2 oder D (Burgring), Buslinie 1A oder 2A (Hofburg) |
Öffnungszeiten: | täglich von 9:00 bis 17:30 Uhr, im Juli und August bis 18:00 Uhr |
Standardticketpreis: | 13,90 Euro für Erwachsene |
Ermäßigungen: | Kinder, Studierende, Wien Card, Schülergruppen |
Web: | www.hofburg-wien.at |
Du bist ein richtiger Sisi-Fan und auf der Suche nach weiteren Sisi-Tipps für Wien? Dann schau doch mal bei meiner Bloggerkollegin Anita auf Reisen vorbei.
Da das Fotografieren im ganzen Museum ausdrücklich untersagt war, bedanke ich mich ganz herzlich bei der Hofburg Wien für die Zurverfügungstellung der Fotos.
Hach, schon wieder ein Museum in Wien, das ich mir mal zu Gemüte führen sollte! Klingt wirklich interessant, wenngleich ich die historischen Fakten alle schon kenne – ich bin nämlich wirklich Sisi-Fan und habe dutzende Bücher über sie verschlungen 😀 . Aber die Exponate dann dazu zu sehen finde ich nochmal eine ganz andere Dimension. Danke für deinen ausführlichen Bericht!
LG Barbara
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Haha, das kenne ich. Auf meiner Liste stehen auch noch einige Museen. 😉
Vielen Dank für dein Feedback!
Meine Mama ist auch ein großer Sisi-Fan, fand das Museum aber dennoch nicht langweilig.
Liebe Grüße
Julie
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toller Beitrag und in Korfu war ich schon !
https://mannisfotobude.wordpress.com/2016/07/13/korfu-die-gruene-insel-griechenlands-teil-3/#more-4444
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Vielen Dank für dein Feedback! Ach, wie toll! Danke für den Link! Meine Eltern wollten damals, als sie auf Korfu waren, auch die Villa besichtigen, haben es dann aber leider nicht geschafft.
Liebe Grüße
Julie
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gerne und vielleicht kommen ja die Eltern mal wieder nach Korfu !!!! Manni
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Vielen Dank für den tollen Artikel!
Ich finde Deine Tipps wahnsinnig praktisch und finde es wunderbar wie ehrlich Du uns berichtest. Da du sagst, das Museum sei nicht nur für Sisi Fans etwas, kommt es definitiv auf die Liste für einen Wien Besuch 🙂
Liebe Grüße & ein schönes Wochenende,
Kerstin
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Herzlichen Dank für dein Feedback! Das freut mich wirklich sehr!
Natürlich, Ehrlichkeit ist mir – nicht nur hier am Blog – extrem wichtig.
Wie schön, dass mein Bericht dein Interesse für dieses Museum geweckt hat. 🙂
Liebe Grüße
Julie
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Wow, sehr imposant! Und tolle Aufnahmen (auch wenn es nicht deine eigenen sind).
Ich habe gar nicht so viel mit Sisi am Hut, finde aber das Museum scheint recht spannend zu sein.
Wenn ich also mal nach Wien komme, vielleicht geht’s dann ja auch in das Museum.
Ganz liebe Grüße aus Singapur 🙂
Michelle
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Vielen Dank! Ja, die Fotos sind toll! Bin sehr froh und dankbar, dass mir diese zur Verfügung gestellt wurden. 🙂
Ja, ich eben eigentlich auch nicht. Daher war ich ja so überrascht, dass mich das Museum echt so begeistern konnte. 😀
Liebe Grüße nach Singapur
Julie
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Schon lange frag ich mich, ob sich der Besuch des Museums lohnt oder ob es sich hier nur um eine Touristenabzocke für Sissi-Fans handelt… Dank deines aufschlussreichen und detailierten Berichts werd ich aber glaub ich tatsächlich mal hinschauen! Danke 😉
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Das freut mich wirklich sehr!! Vielen lieben Dank für dein Feedback!
Liebe Grüße
Julie
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Das wäre ein Museum nach meinem Geschmack 😉 Ich bin auch mit den Filmen groß geworden und schaue mir unheimlich gern solch alte Ausstellungsstücke an! Der Tafelaufsatz ist ja Prunk pur 🙂 Aber um ihr Leben nach der Hochzeit war sie wohl nicht zu beneiden!
Liebe Grüße
Jana
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Ich muss gestehen, dass ich die Sissi-Filme mittlerweile echt gerne schaue 😀 Klar sind die total kitschig, aber ich mag den kleinen Ausflug in die Sissi-Welt. In Wien war ich noch nicht… und wusste gar nicht, dass es dort ein Sissi-Museum gibt (obwohl, dass hätte man sich denken können). Steht auf jeden Fall auf meiner Wien-to-do-Liste 🙂
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Du hast den langweiligen Museumsbesuch recht spannend aufgearbeitet. Da muss man nicht mal mehr selbst hin 😀
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