
Schweißgebadet komme ich im Hotel an. Es war ja nicht so, dass es keine Vorzeichen gab … aber ich habe sie gekonnt ignoriert. Wenn ich so nachdenke, dann hat alles bereits in Montpellier, also drei Städte vorher, begonnen. Von Toulouse, der hässlichsten Stadt, wollte ich allerdings absolut kein Souvenir mitnehmen. Und in Bordeaux war alles viel zu teuer. In Lyon wollte ich dann in Ruhe einen neuen kaufen … Wer konnte denn ahnen, dass er nicht mehr so lange mitmacht? Wie alt ist er eigentlich? Na ja, so kam es jedenfalls, dass ich am Flughafen von Lyon, der übrigens Saint-Exupery heißt (❤), woran ich mich allerdings erst im Nachhinein erfreuen konnte, mit einem kaputten Koffer stand. Der Griff ließ sich nicht mehr ausfahren. Kein Ziehen, kein Zerren, kein Stoßen, kein Schubsen – absolut nichts half. Nichts lockerte den Griff. Verzweifelt stand ich da, wurde von Soldaten ausgelacht und wünschte, ich hätte in Bordeaux einen überteuerten neuen Koffer gekauft.
Ich hatte nun die Wahl, meinen Koffer bis zum Hotel zu schubsen oder zu tragen. Konnte mich nicht entscheiden, was (un)komfortabler ist. Im Endeffekt entschied ich mich für eine Mischung aus beidem. Insgesamt dauerte die Reise vom Flughafen bis zum Hotel, statt der angegebenen einen, jedenfalls ca. 3 Stunden (für ein Taxi war ich viel zu gierig). Zu allem Überfluss bin ich am Weg doch tatsächlich von Leuten angesprochen worden, wieso ich denn meinen Koffer trage und nicht den dafür vorhandenen Griff zum Ziehen verwende. Ha ha ha. Ich hätte heute gerne ein Bild von meinem damaligen Gesichtausdruck. Als ich ihnen dann – höflich, aber bestimmt – erklärte, dass mein Koffer kaputt sei, hatten sie jedoch alle sehr viel Mitleid mit mir.
Memo an mich selbst: Wenn dein Koffer kaputt ist, dann nimmst du verdammt noch mal ein Taxi. (Na ja, was soll ich heute zu meiner Verteidigung sagen? Ich war Studentin … und brauchte das Geld … für einen neuen Koffer.)
Als ich dann endlich in meinem „Hotel“, das nicht einmal eine Rezeption geschweige denn einen Stadtplan für mich hatte, angekommen bin, war ich fertig mit Lyon.
Meine Unterkunft lag ein bisschen außerhalb des Zentrums, mein Zimmer war sehr ähnlich zu dem in Bordeaux, geräumig und sauber, nur ohne Klimaanlage. Diese hätte ich aber vor allem an diesem Tag unbedingt gebraucht (es hatte 38°C). Unpackbar! 🔫
Der erste Tag ging dann für die Koffersuche drauf. Aber immerhin bin ich am Ende des Tages fündig geworden. Ich meine, natürlich kann er’s nicht mit meinem alten Koffer aufnehmen, aber es war der beste, den ich hier finden konnte (wirklich!).
Okay, ich baue Fotos ein.
Meine Stimmung war aber nach wie vor nur so mittelmäßig. Aber ich beschloss, der Stadt noch eine Chance zu geben, denn wenn wir ehrlich sind: Sie konnte ja nichts dafür.
Drei Tage später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Lyon hat unglaublich viel zu bieten: wunderschöne Architektur, viele Brunnen, eine wunderschöne Altstadt, viele Parks, zwei Flüsse (ich liebe Städte, die an Flüssen liegen), viele Brücken, viel Kultur … Viele Museen hier sind für unter 26-Jährige gratis (damals fiel ich, sehr zu meiner Freude, gerade noch in diese Kategorie). Ich war beispielsweise (gratis) im Centre d’Histoire de la Résistance et de la Déportation. Das war wirklich interessant. Ich hatte zuvor noch nie etwas von Klaus Barbie, dem französischen Pendant zu Adolf Eichmann, gehört und auch sonst war dieses Museum sehr informativ. Absolut einen Besuch wert!

Saint-Exupéry begegnet mir übrigens ein zweites Mal: Am Place Bellecour steht eine Statue von Antoine de Saint Exupéry und dem kleinen Prinzen.

Wie bereits erwähnt, mag ich Städte, die an Flüssen bzw. Gewässer liegen. Ich lasse an dieser Stelle Bilder sprechen:
Sehr faszinierend fand ich auch die Wandfresken. Lyon ist neben Berlin die Hauptstadt der Wandmalereien und gehört weltweit zu den bedeutendsten Städten für diese Kunstform. Etwa 100 Fresken kann man hier bestaunen. Man schafft aber in 3 Tagen natürlich nicht alle, aber hier eine kleine Auswahl:
Natürlich musste ich auch hier zur Wallfahrtskirche, Notre-Dame de Fourvière, auf dem Fourvière-Hügel pilgern.

Der anstrengende Aufstieg hat sich jedoch gelohnt. Ich werde mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Wieder unten angekommen, schlendere ich noch durch die Altstadt von Lyon (Vieux Lyon). Hier hat besonders ein rosa Turm mein Herz erobert.

Aber auch sonst hat Vieux Lyon (architektonisch) einiges zu bieten:

Da es, wie gesagt, hier sehr heiß war, hat mich die Frage, wo die Lyoner eigentlich baden gehen, sehr beschäftigt (in den Flüssen sah ich nämlich, anders als in Wien, niemanden baden). Ich spielte immerhin auch mit dem Gedanken, mich abzukühlen. Also fragte ich einen gebürtigen Lyonnais. Dieser schaute mich allerdings nur erstaunt an und meinte, sie würden gar nicht baden gehen/fahren. Ich schaute stutzig. Er versicherte mir jedoch, dass es sein voller Ernst sei. Für mich war es unvorstellbar. Wobei ich mich noch heute frage, ob er mich nicht doch auf den Arm genommen hat bzw. ob nur er nicht baden geht.
Ein Wohnhaus als Sehenswürdigkeit? Ja, auch das gibt es in Lyon. Aber überzeuge dich selbst:

Dieses Haus besitzt sage und schreibe 365 Fenster.
Und last, but not least: die römischen Amphitheater, die hoch oben in den Berg Fourvière gebaut sind. Im Sommer finden hier Konzerte und Theateraufführungen statt, wie z.B. das Festival „Nuits de Fourvière“, für das sie, glaube ich, hier gerade aufbauen.
Die Amphitheater sind gut zu Fuß von der Basilika Notre-Dame de Fourvière erreichbar.
Fazit
3 Tage in Lyon reichen zwar aus, aber auch hier hält man es – vorausgesetzt, es ist nicht zu heiß – durchaus länger aus. Und jetzt, wo ich meine Reise so Revue passieren lasse: Ich muss unbedingt wieder mal nach Lyon! ❤
Hier geht’s zu den weiteren Beiträgen meiner Frankreich-Rundreise:
- Städtetrip Nizza – Traumstadt an der Côte d’Azur
- Montpellier – mediterranes Flair und beeindruckende Architektur
- Städtetrip Marseille – Tipps und Highlights
- Städtetrip Toulouse
- Bordeaux und die Dune du Pilat
Weiterführende Lektüretipps:
Du interessierst dich generell für einen Urlaub in Frankreich?
- Wie wäre es dann mit einer Reise nach Korsika?
- Angelika von wiederunterwegs.com berichtet auf ihrem Blog von ihrer Hausboottour durch Frankreich
- Gina und Markus von 2onthego haben Straßburg im Winter besichtigt
- Oder entdecke mit Monika von Travelworldonline im Zuge einer Rhone-Kreuzfahrt die Region zwischen Lyon und dem Mittelmeer
Hallo Julie, danke für deinen Bericht. Ich habe einmal einen Zwischenstopp in Lyon gemacht, auf dem Weg in die Provence. Mir hat vor allem die NOTRE DAME Kathedrale gefallen. Warst du auch drin? Sie ist ja atemberaubend!
Liebste Grüße
Claudia von
http://www.gemueseliebelei.com
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