Zu Gast im Kloster Pannonhalma in Ungarn

Erzabtei Pannonhalma Benediktinerkloster

Pannonhalma – zu Deutsch der Hügel Pannoniens – ist der Name des geschichtsträchtigen Benediktinerklosters im gleichnamigen Ort in Ungarn, etwa 140 Kilometer von Wien entfernt. Es ist jedoch nicht irgendein Kloster, sondern das größte und älteste des Landes und wird noch heute von etwa 30 Benediktinermönchen bewohnt.

Wer sich das Kloster als langweiligen und eintönigen Ort vorstellt, wird dieses Vorurteil spätestens nach der Lektüre dieses Artikels ad acta legen. Pannonhalma wartet nicht nur mit einer spannenden über tausendjährigen Geschichte, sondern auch mit einem vielfältigen kulturellen Angebot auf. Was du konkret alles entdecken und erleben kannst, verrate ich dir nun in diesem Beitrag. So viel sei jedoch schon mal vorweg gesagt: Ein Tag reicht für eine Besichtigung nicht aus!

Zu Besuch in der Erzabtei Pannonhalma – Benediktinerkloster und UNESCO-Weltkulturerbe

Hier ein kurzer Überblick, was dich in diesem Artikel erwartet:

  • Anreise nach Pannonhalma
  • Die Erzabtei Pannonhalma im Überblick
  • Führung durch die Erzabtei
    • Basilika
    • Stiftsbibliothek
    • Arboretum und Kräutergarten
    • Duftmuseum und Destillerie
    • Benediktinergymnasium
  • Übernachten im Kloster
  • Kulinarik und Genuss im Kloster
  • Beste Reisezeit für einen Klosterbesuch
  • Mein Geheimtipp
  • Fazit
  • Du möchtest auch Gast im Kloster werden?
  • Ausflugstipps in der Umgebung

Anreise nach Pannonhalma

Die Erzabtei Pannonhalma befindet sich im gleichnamigen Ort, etwa 2 Autostunden von Wien entfernt. Der nächstgrößere Ort ist Györ. Von Wien aus fährt man die meiste Zeit auf der Autobahn. Die Anreise per Auto ist sehr bequem und unkompliziert. Es stehen ausreichend Parkplätze direkt vor dem Kloster kostenfrei zur Verfügung.

Die Erzabtei Pannonhalma im Überblick

Erzabtei Pannonhalma Benediktinerkloster und UNESCO-Weltkulturerbe

Die benediktinische Erzabtei Pannonhalma gehört zum internationalen Klosterverbund Klösterreich, auf dessen Einladung ich zusammen mit einigen BloggerkollegInnen zwei Tage hier verbringen durfte.

Die Abtei wurde im Jahr 996 vom Fürsten Géza als erstes Benediktinerkloster Ungarns gegründet. 1996, pünktlich zum tausendjährigen Jubiläum, wurde die Erzabtei inklusive Umgebung zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Die prachtvollen Innenräume des historischen Klosters sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese umfasst einen Besuch der Basilika, des Kreuzgangs und der Bibliothek. Der botanische Garten des Klosters kann auf eigene Faust erkundet werden. Die Heilkräuter, die dort liebevoll angebaut werden, können im Souvenirshop erstanden werden, ebenso wie die Weine, die im Weingebiet von Pannonhalma angebaut werden.

Zur Orientierung ein Übersichtsplan

Führung durch die Erzabtei Pannonhalma

Damit du dir ein besseres Bild von Pannonhalma machen kannst, nehme ich dich nun auf eine virtuelle Führung durch die Benediktinerabtei mit.

Die Basilika und Krypta

Erzabtei Pannonhalma Basilika
Die Basilika von Pannonhalma
(Beinahe) Königin in spe
Es finden auch regelmäßig Orgelkonzerte statt.

Den ersten der prachtvollen Innenräume des Klosters, den wir besichtigen, ist die dreischiffige Basilika aus dem 13. Jahrhundert. Hier finden nicht nur Gottesdienste, sondern auch regelmäßig Orgelkonzerte statt. In der Krypta, der Unterkirche, wurde die Herzurne von Otto von Habsburg (1912–2011) beigesetzt.

Eine Legende besagt übrigens, wer auf dem Thron (Bild in der Mitte oben) Platz nimmt und dabei mit den Füßen noch flach den Boden berühren kann, wird der nächste König. Dafür muss man allerdings über 2 Meter groß sein, was sich in meinem Fall knapp nicht ausgeht. Na ja, vielleicht im nächsten Leben. 😉

Die Stiftsbibliothek

Wer mir schon länger folgt, der weiß, was mein Herz höher schlagen lässt. Genau! Bücher! Und davon gibt es hier über 400.000! Zu den besonderen Archivschätzen zählen die Privilegienurkunde des Heiligen Stephan aus dem Jahre 1001 sowie die Stiftungsurkunde der Abtei Tihany aus dem Jahr 1055. Letztere ist zwar in Latein, enthält jedoch einige ungarische Wörter (die noch heute verständlich sind!) und ist damit das älteste schriftliche Denkmal der ungarischen Sprache. Auch Spuren von Wien lassen sich hier finden und zwar in Form von Wandmalereien und einigen Statuen, die von dem Wiener Bildhauer Josef Klieber gestaltet wurden.

Arboretum und Kräutergarten

Leider zu spät dran: Die Lavendelblüte ist bereits vorbei.

Das Arboretum, der botanische Garten der Erzabtei, ist ein Ort der Erholung und Entspannung. Hier werden auch alle möglichen Kräuter angebaut und zu Tee, Öl, Essig und vielen anderen Produkten verarbeitet. Das bekannteste Heilkraut der Erzabtei Pannonhalma ist der Lavendel. Die älteste Lavendelpflanze stammt aus den 1950er Jahren. In der angeschlossenen Destillerie wird daraus Lavendelöl hergestellt.

Duftmuseum und Destillerie

Hier in der Destillerie wird aus dem vor Ort angebautem Lavendel Lavendelöl produziert.
Das erste Duftmuseum in Ungarn

Das Duftmuseum wurde im Mai 2021 eröffnet und ist damit das erste Duftmuseum des Landes. Es ermöglicht einen Einblick in die tausendjährige klösterliche Kräuterkultur und die Herstellung ätherischer Öle. BesucherInnen können sich nicht nur über den Produktionsprozess informieren, sondern diesen sogar live durch eine Glasscheibe beobachten.

Durch eine Glasscheibe kannst du den Produktionsprozess live miterleben.

Wusstest du, dass Lavendelseife 5 Wochen ruhen muss, bevor sie verpackt und verkauft werden kann? Solche und viele weitere interessante Fakten erfährst du im Duftmuseum, das sehr interaktiv angelegt ist. Es gibt auch ein kleines Quiz.

Zu den besonderen Exponaten zählt die Parfumorgel aus dem 18. Jahrhundert.

Parfumorgel aus dem 18. Jahrhundert

Du kannst das Museum entweder alleine auf eigene Faust oder, so wie wir, im Zuge einer Führung besichtigen.

Das Benediktinergymnasium

Eingang zum Gymnasium direkt im Klostergebäude

Im Klostergebäude ist auch ein Gymnasium und Internat untergebracht.

Die Jesuiten sind clever, die Franziskaner bescheiden und die Benediktiner keines von beiden, dafür leben sie immer in Gemeinschaft.

Mit diesem Zitat leitet Pater Albin, der Rektor des Gymnasiums und gleichzeitig auch Geschichtelehrer, seine Führung durch das Benediktinergymnasium ein und sichert sich damit sogleich unsere Sympathie sowie allgemeines Schmunzeln. Das Zitat kehrt den Kern der Benediktiner heraus, erklärt er: die Gemeinschaft. Sie steht an oberster Stelle. So ist es den Internatsschülern beispielsweise nicht erlaubt, alleine zu kochen, sondern sie müssen immer mindestens zu sechst sein, um den Schlüssel für die Küche zu erhalten. Auch die Zimmer teilen sich die Buben jeweils zumindest zu viert. Ausgrenzung bzw. „Ghettoisierung“ wird tunlichst vermieden, das heißt, es liegen nicht nur die besten Freunde zusammen, sondern auch hier wird auf eine gute Durchmischung geachtet.

Der Kinosaal der Schule: Hier finden zwei mal wöchentlich Filmabende statt.
Mentale Gesundheit wird hier groß geschrieben. Es gibt mehrere solcher Coachingräume.
So sieht ein typisches Zimmer im Internat aus.

Die Schule zählt seit vielen Jahren zu den innovativsten in Ungarn und ist mit etwa 440 Schülern das größte Internat des Landes. Der Schwerpunkt liegt auf Sprachen. Neben Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch und Latein wird das Angebot stetig ausgebaut. Mittlerweile werden auch Russisch und Chinesisch angeboten, da viele Schüler bereits mehrsprachig herkommen.

Die Jugendlichen kommen zwischen 13 und 15 Jahren her und bleiben bis zur Matura. Es ist eine reine Bubenschule, ansonsten gibt es aber keine Voraussetzungen für eine Aufnahme.

Mit zwei Kinoabenden pro Woche, eigenen Coachingräumen sowie einem großen Konzertsaal ist es aber alles andere als eine gewöhnliche Schule. Zu recht unterhält sie einen äußerst elitären Ruf.

Wenngleich auch einige wohlhabende Familien ihre Söhne hier herschicken, gibt es auch für sozial schwächere Familien die Möglichkeit, ihre Kinder hier zur Schule zu geben, erklärt uns jedoch Pater Albin. Der Schulbesuch an sich ist nämlich kostenlos und finanziert sich über Fundraising und Spenden – unter anderem seitens der (wohlhabenderen) Eltern. Wer mehr zu geben hat, gibt im besten Fall auch mehr und ermöglicht somit auch den weniger priviligierten Jungen den Schulbesuch.

Die Schulklassen sehen unspektakulär normal aus.
Die Schulbibliothek (hie wird gerade der Schulstart vorbereitet)
Der Rektor des Gymnasiums: Pater Albin

Auf die Frage, wie man sich heutzutage so ein reines Knabeninternat vorstellen darf und vor allem, ob es eine Besonderheit durch die Abwesenheit von Mädchen gibt, antwortet Pater Albin, der übrigens nicht nur akzentfrei und fließend Englisch spricht, sondern auch sehr gut Deutsch:

Sometimes we have to remind them to dress up nicely.

(Manchmal müssen wir die Jungs daran erinnern, sich ordentlich zu kleiden.)

Wir lachen alle.

Ich hätte Pater Albin noch ewig weiter lauschen können. Die Führung wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben …

Die humorvolle und kurzweilige Führung mit dem Rektor des Gymnasiums Pater Albin wird mir noch lange in Erinnerung bleiben …

Übernachten im Kloster

Als Gäste des Vereins Klösterreich durften wir im Hauptgebäude der Erzabtei übernachten. Normalerweise ist dies ausschließlich Familienmitgliedern und Freunden der hier lebenden Mönche vorbehalten. Immerhin ist es ja ihr Zuhause. Ich fühle mich sehr geehrt und schätze dieses Zeichen der Gastfreundschaft. Übrigens ist dies meine allererste Übernachtung in einem Kloster – aufregend!

Gut zu wissen: Für reguläre Gäste steht derzeit in unmittelbarer Nähe nur das Jakobushaus zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein einfaches Gästehaus mit Mehrbettzimmern, das bis zu 40 Gäste fasst und sich etwa 20 Gehminuten vom Kloster entfernt befindet.

Einzige Übernachtungsmöglichkeit in Pannonhalma: das Jakobushaus

Solltest du keinen Platz mehr im Jakobushaus bekommen, gibt es in Győr, etwa 20 Kilometer entfernt, die nächsten Übernachtungsmöglichkeiten. An der Realisierung eines Hotels in Pannonhalma wird bereits getüftelt. Wann dieses jedoch tatsächlich in Bau gehen wird, steht noch in den Sternen.

Kulinarik und Genuss im Kloster

Neben den bereits erwähnten Wirtschaftszweigen unterhält die Abtei auch ein Restaurant, ein Café, einen Weinkeller und eine Brauerei. Auch für das leibliche Wohl ist hier somit gesorgt.

Das Viator Bistro

1. Gang: Kalte Rote-Rüben-Suppe
2. Gang: Gemischter Salat
3. Gang: Süßkartoffelpommes

Das Viator zählt zu den renommiertesten Restaurants von ganz Ungarn und befindet sich nur wenige Gehminuten vom Kloster entfernt. Wir dürfen im Viator Bistro OmniBus unterhalb des Restaurants Platz nehmen und auch das Essen dort kann sich wirklich sehen lassen. Natürlich probiere ich auch die regionale Lavendellimonade. Sehr zu empfehlen! Und ein bisschen Ungarisch habe ich nebenbei – dank meiner Bloggerkollegin Eva von Travellina – auch gelernt: Egyetek rendesen! – der Slogan des Lokals – bedeutet so viel wie „Iss ordentlich!“.

Das Café Pausa

Spezialität des Hauses: der Pausa-Kuchen
Schlemmerei im Café Pausa
Behind the scenes: Bloggerinnen at work

Das Klostercafé Pausa befindet sich direkt im Ortszentrum von Pannonhalma, nur einen kleinen Spaziergang vom Kloster entfernt, und wartet mit einem großen Pâtisserie-Angebot auf.

Vom Innenhof des Café Pausa hat man einen wunderbaren Blick auf die Abtei Pannonhalma

Weinkeller und Brauerei

Pannonhalmi apátság

Ein Weingut und eine Brauerei runden das Angebotsspektrum ab. Da ich weder Wein noch Bier trinke, kann ich nichts Genaueres dazu sagen. Schau doch gerne mal bei meinen BloggerkollegInnen Elena von Creativeelena oder Sabine und Tom von Travelstories vorbei, die dich in diese Genusswelt entführen.

Mein persönliches Highlight

Den krönenden Abschluss bildete der Sonnenuntergang vom nahegelegenen Aussichtsturm. Dieser befindet sich nur wenige Gehminuten von der Abtei entfernt und ist gut ausgeschildert.

Sonnenuntergang am Aussichtsturm
Ausblick vom Aussichtsturm auf Westungarn
Blick auf den neu gebauten „Treetop Walk“

Tipp: Auch direkt auf dem Klostergelände kannst du einen traumhaft schönen Sonnenuntergang erleben.

Sonnenuntergangsspiegelung
Der Glockenturm bei Sonnenuntergang
Die Klosterterrasse

Beste Reisezeit

Ich habe dem Kloster Ende August einen Besuch abgestattet und es wettertechnisch sehr gut erwischt. Es war sonnig, aber schon herbstlich kühl. Also absolut empfehlenswert für einen Besuch! Auch das Frühjahr oder den Herbst kann ich mir sehr gut für eine Reise nach Ungarn vorstellen. Wer allerdings gerne die Lavendelfelder in voller Blüte erleben möchte, sollte zwischen Juni und Juli herkommen.

Fazit

Gruppenbild mit „Influencer“ Erzabt Cirill (er hat mehr Follower auf Instagram als ich ;)) und meinen BloggerkollegInnen Elena, Tom, Eva und Sabine (v.l.n.r.)

Was mir von meinem Besuch besonders in Erinnerung bleiben wird, sind die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde, die Begegnungen und Gespräche. Begegnungen mit Menschen, die ich in meinem Alltag in Wien nicht treffe. Gespräche, die ich in meinem Alltag in Wien nicht führe. Erstmals durfte ich persönlich einen Benediktinermönch und Erzabt kennenlernen und in deren Welt eintauchen. Ich habe Pannonhalma mit einigen Vorurteilen ärmer und einigen Erfahrungen reicher wieder verlassen und dafür bin ich dankbar.

Du möchtest auch Gast im Kloster werden?

Als Gast im Kloster Pannonhalma musst du – anders als in manch anderen Klostern – kein Motiv angeben. Auch musst du nicht aktiv am Klosterleben teilnehmen. Es ist absolut jeder, unabhängig von seinem Glaubensbekenntnis, willkommen. Das Besucherzentrum Tricollis nimmt deine Anfrage gerne entgegen Tel. +39 96 570 191, info@osb.hu.

ACHTUNG: Für Führungen auf Deutsch ist unbedingt eine vorherige Anmeldung notwendig, damit deutschsprachige Guides organisiert werden können.

Offenlegung und Transparenz: Herzlichen Dank an Klösterreich für die Einladung und Organisation dieser Reise. Und vielen Dank an das Kloster Pannonhalma für den schönen Aufenthalt! Meine Meinung ist wie immer meine eigene.

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4 Kommentare zu „Zu Gast im Kloster Pannonhalma in Ungarn

  1. Wie immer super geschrieben, liebe Julie! Ich bin ja recht skeptisch bei allem Klerikalen, kann mir aber durchaus vorstellen, dass so ein Klosterbesuch den Horizont erweitert, sollte man vielleicht wirklich mal probieren. Und rein vom Ambiente sieht es wirklich toll aus. Hat der Besuch glaubenstechnisch für dich etwas verändert?
    Glg Christina

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Christina,
      von Herzen danke für dein Feedback und deinen ausführlichen Kommentar! Hab mich sehr gefreut!
      Ich verstehe deine Bedenken zu 100 Prozent! Es ist allerdings nicht so, dass man dort bekehrt wird oder Ähnliches. Ganz und gar nicht. Wir wurden auch nicht nach unserem Glauben gefragt oder so.
      Glaubenstechnisch hat der Besuch bei mir nichts verändert. Da bin ich ziemlich festgefahren. 😉 Aber es waren sehr schöne Begegnungen und alleine die Erfahrung, dass man nicht denselben Glauben haben muss und sich trotzdem gut austauschen kann, fand ich sehr wertvoll. Ich durfte wirklich einige Vorurteile ablegen. Die Mönche dort sind beispielsweise sehr weltoffen, aufgeschlossen und humorvoll. 🙂
      GlG
      Julia

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