Färöer-Inseln – Tag 2: Tagesausflug auf die Vogelinsel Mykines

Für den zweiten Tag unseres Färöer-Roadtrips haben wir bereits im Vorfeld, noch von Zuhause aus, Tickets für eine Fährenüberfahrt nach Mykines besorgt. Mykines – nicht zu verwechseln mit der griechischen Insel Mykonos – ist die westlichste Insel der Färöer und vor allem für seine Vogelvielfalt bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, hier im Sommer einen Papageientaucher (auch unter dem englischen Begriff Puffin bekannt) anzutreffen, ist ziemlich hoch.

Nachstehend berichte ich nun ausführlich von unserem abenteuerlichen Ausflug nach Mykines und der Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur. Ob wir die süßen Vögel mit den bunten Schnäbeln zu Gesicht bekommen haben und sich der Ausflug generell gelohnt hat, erfährst du in diesem Beitrag. Außerdem gebe ich dir, wie immer, viele praktische Tipps mit an die Hand.

Mykines – Das Reich der Papageientaucher

Mykines bedeutet übersetzt „Große Landzunge“ und ist die westlichste Insel der Färöer. Sie ist vor allem als Vogelparadies bekannt. Unzählige verschiedene Vogelarten sind hier beheimatet. Neben diversen Möwenarten gibt es unter anderem Trottellumme, Basstölpel und Eissturmvögel zu sehen. Abgesehen davon leben auf der Insel auch 16 Menschen (Stand 1.1.2018). Auch das geheime Wahrzeichen der Färöer-Inseln ist hier zuhause: der Papageientaucher.

Darüber hinaus hat Mykines den Status einer sogenannten „Außeninsel“ (Útoyggjar). Das bedeutet, dass sie aufgrund ihrer Randlage sowie ihrer geringen Besiedelung eine besondere Stellung einnimmt und finanzielle Unterstützung vonseiten der färöischen Landesregierung erhält. Insgesamt gibt es acht Außeninseln, darunter auch Kalsoy, von der ich im fünften Teil dieser Beitragsreihe berichten werde.

Anreise nach Mykines 

Mykines ist eine autofreie Insel und nur per Fähre oder Hubschrauber zu erreichen. Wir entscheiden uns für Ersteres. Die Tickets für die Personenfähre müssen im Vorfeld besorgt werden und kosten 60 Kronen pro Person (dies entspricht etwa 8 Euro). Außerdem ist das Wandern auf der Insel im Sommer bzw. genauer gesagt zwischen 1. Mai und 31. August kostenpflichtig und eine Gebühr in der Höhe von 100 Kronen pro Person muss entrichtet werden. Dies wird bei unserer Ankunft auf der Insel auch kontrolliert.

Bei Schlechtwetter kann eine Überfahrt auch abgesagt werden. In den Sommermonaten ist dies aber eher unwahrscheinlich, wie uns mehrmals versichert wird.

Da das Wetter an dem besagten Tag allerdings ziemlich schlecht ist – die Sichtweite beträgt nur wenige Meter -, ist es fraglich, wie sinnvoll ein Ausflug nach Mykines ist bzw. sind wir unsicher, ob die Tour überhaupt stattfindet.

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Vágar* beschließen wir, den Ausflug zu wagen bzw. mal zum Hafen von Sørvágur zu fahren, wo die Fähre ablegt, um herauszufinden, ob eine Überfahrt überhaupt möglich ist. Aufgrund des unbeständigen Wetters weiß man das in „the land of maybe“ nämlich nie so genau. Als wir etwa 50 Minuten vor der Abfahrt im Hafen ankommen, warten bereits einige andere TouristInnen. Niemand scheint eine E-Mail-Verständigung (Absage) bekommen zu haben. Sieht also gut aus. Ich bin aufgeregt.

Anreise nach Mykines mit der Fähre
Vor der Fährenabfahrt – im Hintergrund das Boot, das mich – hoffentlich – zu den Papageientauchern bringen wird.

Gegen 10:20 Uhr geht es dann los. Die Reisetablette habe ich, wie empfohlen, etwa 30 Minuten vor der Abfahrt eingenommen. Dies kann ich allen, die leicht seekrank werden bzw. einen empfindlichen Magen haben, nur wärmstens empfehlen. Die Fahrt ist ziemlich schaukelig. Trotz Tablette wird mir im letzten Abschnitt unglaublich schlecht, verstärkt durch die olfaktorische Beeinträchtigung eines Mitfahrenden, der den Mageninhalt leider nicht mehr in sich behalten konnte. Ich habe ernsthaft damit zu kämpfen, es ihm nicht gleich zu tun.

Falls jemand glaubt, dass ich übertreibe, hier ein Beweisvideo von der Anreise mit der Fähre:

Die Fahrt führt übrigens an Gásadalur und dem Múlafossur-Wasserfall vorbei, die wir am ersten Tag unserer Färöer-Rundreise besichtigt haben.

Als wir gegen 11:30 Uhr in Mykines ankommen, werden wir von dicken Nebelschwaden begrüßt. Die ganze Insel scheint in Nebel gehüllt zu sein. Die Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur kann man, sehr zu unserer Verwunderung, dennoch antreten.

Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur

Färöer Inseln Highlight Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur
Auch wenn es mehrere Wanderung auf Mykines gibt, tritt so gut wie jeder hier die Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur an.

Wenngleich es mehrere Wanderwege auf Mykines gibt, entscheiden sich, soweit ersichtlich, alle Mitreisenden für die klassische Tour zum Leuchtturm nach Mykineshólmur – so auch wir.

Der Weg führt zunächst steil bergauf. Nach wenigen Metern werden wir von einem Mann in einer neongrünen Jacke mit der Aufschrift hiking.fo aufgehalten und nach unserer „Wandererlaubnis“ gefragt. Wir zeigen ihm die Zahlungsbestätigung und dürfen passieren. Mit auf den Weg bekommen wir noch den Rat, unbedingt am Weg zu bleiben, da es heute sehr neblig sei.

Nach etwa 15 Minuten ist es so weit. Der langersehnte Moment ist da. Das Highlight meiner Tour. Von dicken Nebelschwaden umhüllt, erblicke ich in weiter Ferne einen Papageientaucher. Während mein Mann noch mit mir diskutiert, ob sich dort wirklich einer befindet (dabei bin ich die Schasaugerte¹ von uns beiden), habe ich schon die Kamera gezückt und abgedrückt.

Papageientaucher Mykines Färöer Inseln
Für mich ist es unvorstellbar, wie Leute diese süßen Tierchen verspeisen können.

Ich weiß zwar zu diesem Zeitpunkt nicht, was noch kommt, aber ich bin mir bereits zu 100 Prozent sicher, dass sich alleine aufgrund dieses Moments der Ausflug gelohnt hat.

Wenige Schritte weiter entdecke ich eine Papageientaucherkolonie sowie einen frechen Einzelgänger.

Papageientaucherkolonie Färöer-Inseln Mykines
Die Vögel sitzen direkt am Abhang, dahinter geht es nur noch steil bergab.
Puffin Mykines Färöer Inseln.jpg
Eines meiner absoluten Highlights auf den Färöer-Inseln: die Papageientaucher

Wie an den Fotos ersichtlich, ist es wirklich etxrem nebelig gewesen, weshalb mir leider keine besseren Bilder gelungen sind.

Teilweise höre ich zwar die Stimmen anderer WanderInnen, jedoch ohne sie zu sehen, so eingeschränkt ist die Sichtweite.

Färöer-Inseln_Wandern auf Mykines
Wandern auf Mykines bei dichtem Nebel. Unter diesen Bedingungen würde ich in Österreich nie wandern gehen.
Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur
Auf dem Weg zum Leuchtturm von Mykineshólmur

Ein Mal, als ich mich umdrehe, kann ich meinen Mann, der eben noch hinter mir gegangen ist, nicht mehr sehen. Plötzlich bin ich ganz alleine, nur umgeben von dichten Nebelschwaden. Ich spüre leichte Panik in mir aufsteigen und beginne, seinen Namen zu rufen. Abgesehen von meiner Stimme kann ich jedoch nichts hören. Die Panik vergrößert sich. Plötzlich taucht er wie aus dem Nichts aus dem Nebel wieder auf. Erleichtert atme ich auf. Er hatte nur kurz eine Pause eingelegt.

Etwa bei der Hälfte des Weges kommen wir zu einer Brücke; unterhalb der tosende Atlantik, der ihr auch den Namen gab.

Färöer Inseln Mykines Wanderung nach Mykinesholmur Atlantische Brücke
Ich auf der Atlantischen Brücke auf Mykines – unterhalb von mir tobt der Atlantik

Hier sichten wir auch Dreizehenmöwen.

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Dreizehenmöwen bauen ihre Nester vorwiegend an steilen Felswänden.

Wie du dir wahrscheinlich anhand der Bilder denken kannst, ist es insgesamt ziemlich kalt und ungemütlich gewesen. Abgesehen von der Sichteinschränkung durch den Nebel, hatte ich auch mit einer rinnenden Nase und angelaufenen Brillengläsern zu kämpfen. Aber all das nehme ich gerne in Kauf. Für die Lundis, wie die Papageientaucher in der Landessprache genannt werden.

Der dichte Nebel versperrt die Sicht sogar so weit, dass wir den Leuchtturm tatsächlich erst sehen, als wir nur noch wenige Meter davon entfernt sind.

Färöer-Inseln_Wanderung zum Leuchtturm in Mykineshólmur
Der Leuchtturm von Mykineshólmur

Am Ziel angekommen, legen wir eine kurze Jausenpause ein. Ich bin froh, ein Funktionstuch mitgenommen zu haben, das wir als Picknickdecke verwenden.

Da das Wetter zunehmend schlechter wird (ja, dies scheint noch möglich zu sein), halten wir unsere Pause kurz und treten bald darauf den Rückweg an, zumal ich etwas nervös bin, rechtzeitig zur Fährenabfahrt wieder zurück zu sein. Völlig unbegründet, wie sich später herausstellt. Wir haben nach der Rückkehr sogar noch so viel Zeit, dass wir uns gemütlich im Café aufwärmen können, während wir auf die Fähre warten.

Puffins? Are there puffins?

War das Wetter am Hinweg schon ungemütlich, ist es am Rückweg noch grausiger. Nichtsdestotrotz kommen uns noch Leute entgegen, darunter einige Asiaten. Jeder ausgestattet mit einer kompletten Kameraausrüstung, kämpfen sie sich durch den Nebel.

Als sie an uns vorbekommen, erkundigen sie sich, ob es in unserer Richtung Puffins zu sehen gebe, was wir leider verneinen müssen. Wir erzählen ihnen jedoch, dass wir in der Richtung, aus der sie kommen, vor etwa 2,5 Stunden welche gesehen haben. Da das Wetter zunehmend schlechter wurde, haben sich die Papageientaucher wohl verkrochen (wer kann es ihnen verübeln?), denn wir blicken nur in entgeisterte Gesichter. Ich fühle mit ihnen. Stell dir vor: Da fliegst du extra aus Asien, nimmst diesen weiten Weg auf dich, kämpfst dich samt schwerer Kameraausrüstung durch, nur um Puffins zu sehen und zu fotografieren, und dann siehst du keinen einzigen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich mich an deren Stelle gefühlt hätte. Wenngleich ich mir natürlich bessere Wetterbedingungen gewünscht hätte, bin ich bei diesem Gedanken wieder dankbarer.

Gefangen im Vogelparadies?

Fürchteten wir anfangs, die Überfahrt nach Mykines erst gar nicht antreten zu können, so fürchteten wir nun, nicht mehr von der Insel wegzukommen. Als wir nämlich zum vereinbarten Zeitpunkt am Fährterminal sind, ist weit und breit kein Boot in Sicht. Mit uns warten viele andere TouristInnen, niemand weiß Genaueres. Es vergehen 10 Minuten, dann 15. Alle Blicke sind gebannt auf den tosenden Atlantik gerichtet. Ratlosigkeit macht sich breit. Ob bei diesem Wetter noch eine Fähre kommt? Das fragen sich nun wohl alle hier und zweifeln zunehmend daran. Doch dann plötzlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, sehen wir, wie aus dem Nebel ein Boot auftaucht. Erleichterung macht sich breit.

Lohnt sich ein Ausflug nach Mykines?

Definitiv ja! Auch wenn ich unter diesen Bedingungen in Österreich niemals wandern gehen würde: Es war wirklich eine abenteuerliche Tour und ich würde sie jederzeit wieder machen. Ich bin überglücklich, Papageientaucher gesichtet und fotografiert zu haben und unendlich dankbar für dieses tolle Erlebnis. Der Ausflug nach Mykines gehört definitiv zu den Highlights unseres Färöer-Urlaubs.

Praktische Tipps und Infos zum Schluss

  • Tickets für die Fähre von Sørvágur nach Mykines müssen vorab besorgt werden. Du erhältst diese hier: mykines.fo
  • Zwischen 1. Mai und 31. August ist eine Wandergebühr von 100 Färöischen Kronen (= ca. 13,41 Euro) pro Person für Mykines zu entrichten: mykines.fo
    Dies wird auch vor Ort kontrolliert!

  • Die Wanderung zum Leuchtturm nach Mykineshólmur dauert etwa 4 Stunden  (hin und retour bei Schlechtwetter inkl. Pausen und Fotostopps); Schwierigkeitsgrad: mittel

  • Einkehrmöglichkeiten auf Mykines: Café The Locals und Café Mykinesstova;
    Da es dort nur kleine Snacks und Süßes gibt, solltest du dir auf jeden Fall ein Lunchpaket mitnehmen!

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¹ schasaugert = österr. für sehschwach


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11 Kommentare zu „Färöer-Inseln – Tag 2: Tagesausflug auf die Vogelinsel Mykines

    1. Liebe Liane,
      danke dir für deine lieben Worte!!
      Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Beiträge und Fotos so gut gefallen!
      Bald kommt der 3. Teil. 😉

      Viele liebe Grüße
      Julie

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  1. Liebe Julie,
    Ich weiß, dass du nicht ganz glücklich über das Wetter warst. Die Fotos sind aber trotzdem spitze geworden und dein Bericht hat mich veranlasst, gleich mal die Preise für Flugtickets auf die Färöer Inseln zu checken…
    Liebe Grüße, Christina

    Gefällt 1 Person

  2. Hallo Julie,
    nachdem ich über den Pinterest-Pin zum ersten Mal auf deinem Blog gelandet bin, habe ich diesen super spannenden Reisebericht gelesen. Und ich muss sagen: Jetzt möchte ich auch auf die Färöer Inseln 😉
    Viele Grüße
    Corinna

    Gefällt 1 Person

  3. Hallo liebe Julie,

    da wir, mein Freund und ich, im Juli selber auf die Färöer Inseln reisen werden, ist dein Block eine unheimliche Hilfe für uns – vielen Dank dafür!

    Da wir ebenfalls vorhaben nach Mykines zu fahren um dort zu wandern, wusste ich bereits, dass wir eine Art „Eintritt“ zahlen müssen, leider finde ich auf der Hiking.fo – Seite keine Möglichkeit ein „Wanderticket“ zu kaufen – es werden mir immer nur guided tours angezeigt.
    Kannst du mir hier vielleicht weiterhelfen und mir einen Tipp geben, wo ich auf der Seite suchen muss?

    Vielen lieben Dank!

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Lijana,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr, dass euch meine Beiträge helfen!

      Brzüglich deiner Anfrage: Ich habe jetzt ein wenig recherchiert und scheinbar wurde das am 8.5. geändert. Auf mykines.fo ist Folgendes zu lesen:

      Dear passengers
      We would like to start by apologizing for the inconvenience regarding the hiking fee on Mykines. Mykines.fo is a ferry service and has not been responsible for the hiking fee, until now. From tomorrow (08-05-2019) and going forward we will be responsible for acquiring the hiking fee. However, our website is not built for this yet and we expect the site to be ready in approx. 2 weeks. Until then, you will be able to pay for hiking fee with credit card on the harbor on departure. Again, we apologize for the inconvenience and wish you a great trip to Mykines. Best regards Mykines.fo crew.

      Ich werde das gleich im Beitrag ändern. Danke für den Hinweis!

      Ich wünsche euch schon jetzt eine tolle Zeit im hohen Norden! 🙂

      Viele liebe Grüße
      Julie

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